gemein

gemein

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ge|mein [gə'mai̮n] <Adj.>:
1.
a) in als empörend empfundener Weise abstoßend, moralisch schlecht, niederträchtig:
ein gemeines Lachen; eine gemeine Gesinnung; ein gemeiner Betrüger; er hat gemein gehandelt.
Syn.: abscheulich, bösartig, böse, elend (emotional), erbärmlich, fies (ugs.), garstig, hässlich, niedrig, perfid[e] (bildungsspr.), schäbig (abwertend), schandbar, schändlich, schmählich (geh.), schmutzig, schnöde (geh. abwertend), übel, verächtlich, verwerflich.
Zus.: hundsgemein.
b) in als unverschämt, rücksichtslos empfundener Weise frech, grob, unanständig:
jmdm. einen gemeinen Streich spielen; gemeine Redensarten.
Syn.: derb, gewöhnlich, unfair.
2. (ugs.)
a) ungerecht, für jmdn. ungünstig und daher ärgerlich:
ich habe nie solches Glück, das ist einfach gemein; das finde ich einfach gemein.
Syn.: unerfreulich.
b) <verstärkend bei Adjektiven und Verben> sehr:
draußen ist es gemein kalt; das tut gemein weh.
Syn.: furchtbar (ugs.).

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ge|mein 〈Adj.〉
1. gewöhnlich, häufig (vorkommend), verbreitet
2. 〈veraltet〉 einfach, normal
5. verletzend, vulgär, ordinär (Ausdruck, Bemerkung, Schimpfwort)
● \gemeines Jahr = Gemeinjahr; ein \gemeiner Kerl; der \gemeine Mann der einfache Mann von der Straße, aus dem Volke; der \gemeine Nutzen; \gemeiner Verbrecher; das \gemeine Volk 〈veraltet〉 das einfache V., die breite Masse; \gemeiner Wert übl. Wert, Marktwert; das \gemeine Wohl das Allgemeinwohlsein: du bist \gemein! 〈umg.〉 das ist wenig nett von dir ● Eigenschaften, Interessen mit jmdm. \gemein haben; wir haben nichts miteinander \gemein uns verbindet nichts; nichts mit jmdm. \gemein haben wollen nichts mit jmdm. zu tun haben wollen [<ahd. gimeini, engl. mean „gemein, niedrig“, got. gamains „gemeinsam, unheilig“ <germ. gamaini-; zu idg. mei-tauschen; wechseln“; urspr. „mehreren abwechselnd zukommend“, dann „allgemein, alltäglich, gewöhnlich“; verwandt mit dem 1. Teil von Meineid]

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ge|mein <Adj.> [mhd. gemein(e), ahd. gimeini, urspr. = mehreren abwechselnd zukommend; der abwertende Nebensinn stammt aus der Vorstellung, dass das, was vielen gemeinsam ist, nicht wertvoll sein kann]:
1.
a) abstoßend roh:
-e Gesichtszüge;
-es Lachen;
b) (in Bezug auf jmds. Verhalten o. Ä.) in empörender Weise moralisch schlecht; niederträchtig:
eine -e Gesinnung;
sie war so g., mich gleich anzuzeigen;
c) in empörender Weise frech, unverschämt:
eine -e Lüge, Behauptung;
-e Witze, Wörter.
2. (ugs.)
a) unerfreulich, ärgerlich, als eine Unfreundlichkeit des Schicksals erscheinend:
ich gewinne nie im Lotto, das ist einfach g.;
b) <intensivierend bei Adjektiven u. Verben> sehr:
draußen ist es g. kalt.
3. (Bot., Zool., sonst veraltend) keine besonderen Merkmale habend, durch nichts herausragend:
der -e Mann (der Durchschnittsbürger);
er ist -er Soldat (Soldat ohne militärischen Dienstgrad);
die Gemeine Stubenfliege.
4. (veraltend) auf die Allgemeinheit bezogen:
-es Recht;
etw. mit jmdm., etw. g. haben (mit jmdm., etw. etwas Gemeinsames, eine gemeinsame Eigenschaft haben, in bestimmter Weise zusammengehören: mit dem Vorgängermodell hat die Küche nur noch die ursprüngliche Form g.);
jmdm., einer Sache g. sein (geh.; mehreren Personen od. Sachen gemeinsam sein od. gehören: allen war die Liebe zur Musik g.)

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ge|mein <Adj.> [mhd. gemein(e), ahd. gimeini, urspr. = mehreren abwechselnd zukommend; den abwertenden Nebensinn erhielt das Wort aus der Vorstellung, dass das, was vielen gemeinsam ist, nicht wertvoll sein kann; 2. Bestandteil zu dem unter ↑Meineid genannten Adj.]: 1. a) abstoßend roh: -e Gesichtszüge; -es Lachen; Sie hatte schon immer gefunden, dass er ziemlich g. aussah (Brand [Übers.], Gangster 18); b) (in Bezug auf jmds. Verhalten o. Ä.) in empörender Weise moralisch schlecht; niederträchtig: eine -e Gesinnung; Er hatte eine besondere Leidenschaft dafür, aus der -sten Handlung doch noch einen Rest von Anstand herauszulesen (Erné, Fahrgäste 17); Dieser Rohling, pfui! Ein -er Mörder (Andres, Liebesschaukel 46); sie war so g., mich gleich anzuzeigen; dass er mich nervt mit seiner Liebe. Und das ist wieder g. von mir (Danella, Hotel 258); Gewiss ist Unrat ein bösartiger und sogar sadistischer Lehrer, der die ihm ausgelieferten Schüler aufs -ste schikaniert (Reich-Ranicki, Th. Mann 130); c) in empörender Weise frech, unverschämt: eine -e Lüge, Behauptung; d) unfein u. unanständig; ordinär; unflätig: -e Witze, Wörter. 2. (ugs.) a) unerfreulich, ärgerlich, als eine Unfreundlichkeit des Schicksals erscheinend: ich gewinne nie im Lotto, das ist einfach g.; dass mir die Bahn vor der Nase weggefahren ist, war ganz schön g.; das finde ich aber g.!; b) <intensivierend bei Adjektiven u. Verben> sehr: draußen ist es g. kalt; Aber vorher wurde ... Jod reingetan ... Das hat g. wehgetan (Keun, Mädchen 69). 3. (Bot., Zool., sonst veraltend) keine besonderen Merkmale habend, durch nichts herausragend: die Gemeine Stubenfliege; der -e Mann (der Durchschnittsbürger); er ist -er Soldat (Soldat ohne militärischen Dienstgrad). 4. (veraltend) auf die Allgemeinheit bezogen: -es Recht; Ihr erklärtes Ziel ist es, ... ein Maximum an -em Wohl zu verwirklichen (Fraenkel, Staat 78); -e Figuren (Heraldik; Bilder im Wappenschild, z. B. Tiere, Pflanzen); *etw. mit jmdm., etw. g. haben (mit jmdm., etw. etwas Gemeinsames, eine gemeinsame Eigenschaft haben, in bestimmter Weise zusammengehören): Den südlichen Elfenbeinton hatte Zouzou ... mit ihrer Mutter g. (Th. Mann, Krull 333); das hat wenig mit dem Traum g., den ich diese Nacht träumte (Sieburg, Robespierre 240); mit dem Vorgängermodell hatte die neue Küche nur noch die ursprüngliche Form g.; Was haben die Olympischen Spiele der Neuzeit g. mit denen der Antike (Vaterland 26. 7. 84, 31); sich mit jmdm. g. machen (sich mit jmdm., der als sozial od. moralisch tiefer stehend angesehen wird, in freundschaftlicher Verbindung in Benehmen u. Tun auf die gleiche Stufe stellen): Frauen - ein durch und durch widerliches Gesocks! Hatte er es denn nötig, sich mit denen g. zu machen? (Bastian, Brut 150); jmdm., einer Sache g. sein (geh.; mehreren Personen od. Sachen gemeinsam sein od. gehören): allen, die hier zusammengekommen waren, war die Liebe zur Musik g.; <subst.:> etw. Gemeines mit jmdm. haben (etw. mit jmdm. gemein haben): So ist mein Tod der Welt das sicherste Zeichen, dass ich nichts Gemeines mit den Hunden gehabt habe (Goethe, Götz V). ∙ 5. a) allgemein verbreitet, bei vielen Menschen bekannt: In alten Zeiten sei sie (= die Kunst der Dichtung) weit -er gewesen (Novalis, Heinrich 25); b) die ↑Gemeinde (1 a), das Gemeinwesen betreffend, dazu gehörend; ↑öffentlich (3): Denn wo er (= der Regent) wankt, wankt das -e Wesen (das Gemeinwesen; Goethe, Die natürliche Tochter I, 5); der Esel aber mit seinem Schatten, als dem Objekt des Rechtshandels, wurde bis zum Austrag der Sache in den Marstall -er Stadt (der Stadtgemeinde) Abdera abgeführt (Wieland, Abderiten IV, 3).

Universal-Lexikon. 2012.

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